Lehrling des Monats Juni 2018, Handwerk, Ahmad Kailash
HWK Düsseldorf
v.l.: Kreishandwerksmeister Martin van Beek, Martijn Storm, Lueg AG, Ahmad Kailash und Kammerpräsident Andreas Ehlert.

Pressemitteilung Nr. 33 vom 22. Juni 2018Lehrling des Monats Juni 2018

Ausbildung bei der Fahrzeug-Werke Lueg AG am Standort Essen

Ahmad Kailash war schon als 20-jähriger ein begeisterter Trucker, liebte es, den Lkw in Schuss zu halten, löste alle mechanischen Probleme. In Syrien, bis der Krieg im Jahr 2014 Beruf und Leben dort endgültig unmöglich machte. Ahmad floh, damals 21-jährig, vor der Armee, zusammen mit seiner Mutter, in den Libanon. Wie richtig diese Entscheidung war, erwies sich vor zwei Jahren, als sein Vater, der in Syrien geblieben war, bei einem Bombenangriff umkam. Noch harrt die Schwester im zerrissenen arabischen Heimatstaat aus; Ahmad macht sich große Sorgen.

Er selbst hatte sich bald gezwungen gesehen, aus den unhaltbaren Verhältnissen im Aufnahmelager im vom Flüchtlingsstrom überlasteten Libanon herauszukommen und seine eigene Flucht fortzusetzen; nach Europa; über Algerien, Tunesien, Libyen, Italien, Österreich, bis nach Deutschland, wo er zunächst von München aus ins zentrale Aufnahmelager nach Dortmund überstellt wurde, und von dort weiter nach Arnsberg, wo ihm nach einem halben Jahr schließlich voller Flüchtlingsschutz zuteil und ein mehrjähriger Aufenthaltsstatus zuerkannt wurde. Ahmad wählte sich die Großstadt Essen als neues Domizil.

Trotz dieses harten Schicksals hat Ahmad die Lust am Leben nicht verloren. Er hat in seinem neuen Heimatland, in Deutschland, seine berufliche Bestimmung gefunden, genießt auch in seinem sozialen Umfeld längst hohe Anerkennung. Abends und an den Wochenenden ist Ahmad regelmäßig im Bürgerladen im Stadtteil Horst zu finden, einer Einrichtung des städtischen Jugendamtes mit Aktivitätsschwerpunkt auf Integrationsförderung für Vertriebene aus arabischen Staaten. Ahmad, der Krieg und Tod entkam, ist heute selbst ehrenamtlicher Integrationshelfer, packt überall an, dolmetscht für Neuankömmlinge, und ermutigt in Vorträgen - unter anderem in der Kreishandwerkerschaft - Arbeitgeber dazu, Kriegsflüchtlingen eine Chance auf Qualifikation zu geben. Letztes Jahr hat er mit anderen Aktiven den Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen zum Essen in die Sozialstation eingeladen. Kennengelernt hatten die beiden sich zuvor im Rahmen eines künstlerischen Projekts "Ziemlich bester Anfang", einer Fotoausstellung mit Abbildungen von Flüchtlingen mit ihren deutschen Freunden, die der OB vor einem Jahr im Grillo-Museum eröffnet hatte. Eines der Fotos zeigt Ahmad mit seinem "Buddy", einem Polizisten aus der Nachbarschaft.

Der heute 25-Jährige überzeugt auch seine Ausbilder der Fahrzeug-Werke Lueg AG, wo Ahmad im 2. Lehrjahr eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker mit Schwerpunkt Nutzfahrzeugtechnik macht: durch sein Können, seine Akribie, Wissbegier, die greifbaren Sprachfortschritte und generell guten Lernerfolge, die er vor allem seiner Selbstinitiative verdankt. "Ahmad ist selbst zur Sozialbehörde und zur Agentur für Arbeit gegangen, und hat erfolgreich Sprachkurse und Nachhilfe-Förderung beantragt", zeigte sich Florian Schmalz, der für den Ausbildungsstandort Kailashs zuständige Serviceleiter bei Lueg, am Freitag am Firmenstandort in der Altendorfer Straße bei einer Feierstunde im Gespräch mit Medienvertretern immer noch beeindruckt. Anlass der Zusammenkunft: Ahmad Kailash erhielt vom Präsidenten der Handwerkskammer Düsseldorf, Andreas Ehlert und von Kreishandwerksmeister Martin van Beek im Beisein von Essens Sozialdezernent Peter Renzel eine Auszeichnungsurkunde als "Lehrling des Monats" Juni im Kammerbezirk.

Dabei war Ahmad Kailashs erster beruflicher Eingliederungsversuch über ein Praktikum in einer Spedition noch gar nicht nachhaltig verlaufen: Sein syrischer Führerschein wird von den deutschen Behörden nicht anerkannt. Bei Lueg bewarb sich Kailash anschließend für ein Werkstattpraktikum, wollte "den Lastwagen so nah wie möglich sein". "Ahmad zeigte großes technisches Vorverständnis - und dass er wirklich will. Wir haben ihm daher einen Ausbildungsvertrag angeboten, und ihn bis zum Beginn des Ausbildungsjahres mehrere Wochen lang in unserer Lueg-Akademie in technischen Fertigkeiten wie Feilen und Bohren, aber auch in Compliance und Kundenkommunikation vertiefend geschult", berichtete Linda Riepenhoff, Leiterin der Personalabteilung von Lueg.

Die Anstrengungen, die das Ausbildungsunternehmen in der Nachwuchs-Förderung unternimmt, haben sich übrigens nicht nur im Fall von Ahmad Kailash ausgezahlt: Annähernd 1.000 Jugendliche haben sich in diesem Jahr bei Lueg um ein Praktikum bzw. um eine Lehrstelle beworben. Tauscher: "85 Prozent der von uns Ausgebildeten sind zuletzt übernommen worden. Dass es nicht 100 Prozent waren, liegt zum Teil daran, dass viele nach der Lehre zum Beispiel noch studieren möchten", erläuterte Martijn Storm, Finanzvorstand bei Lueg. "Dennoch kann sich diese Übernahmequote absolut sehen lassen. Sie spricht für den Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber", der in diesem Jahr übrigens bereits 150-jähriges Firmenjubiläum feiern konnte.

Vor wenigen Tagen hat Ahmad Kailash den ersten Prüfungsteil, die Zwischenprüfung, mit Bravour bestanden. Wenn alles klappt, wird Ahmad im Januar 2020 seinen Gesellenbrief in der Tasche haben. Und dann? "Wir wollen, dass Herr Kailash bei uns Karriere macht", stellte Storm klar. Ein Traum aber bleibt: Die Lizenz, auch wieder viele Tonnen selbst manövrieren, den Lkw-Führerschein neu machen zu können - was nicht zuletzt eine Kostenfrage ist. Doch die spontan bekundete Bereitschaft der versammelten Runde, auch diesen Traum ermöglichen zu helfen, lassen auch dieses Projekt von Ahmad Kailash nicht ganz hoffnungslos erscheinen.  

Konrad Alexander Europawahl

Alexander Konrad

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