Konjunktur Aufträge
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Pressemitteilung Nr. 17 vom 8. Mai 2017Rheinisches Handwerk in Hochform

Geschäftsklima mit 91 Prozent auf Allzeithoch

Die Wetternadel im rheinischen Handwerk steht unverändert auf Hochdruck. Der von der Handwerkskammer Düsseldorf per repräsentativer Umfrage ermittelte Geschäftsklimaindex erhöhte sich auf 91 Prozent; ein Anstieg um zwei Prozentpunkte gegenüber dem Herbst. Das Branchenklima, das im Handwerk seit nunmehr vier Jahren kontinuierlich von Rekord zu Rekord eilt, erreichte damit in diesem Frühjahr erneut einen Allzeit-Gipfelwert. Die Kammer führt die halbjährlichen Konjunkturmessungen seit 33 Jahren durch. Kammerpräsident Andreas Ehlert machte eine „für die Winterzeit ungewöhnlich lebhafte Nachfrage“ und einen „ausgeprägten Zukunfts-Optimismus der Unternehmer“ für die neuerliche Stimmungsbelebung verantwortlich: Nur 7 Prozent der Firmen erwarten in den kommenden sechs Monaten einen schwächeren Geschäftsgang.

In der Tat: Nie zuvor bewerteten die Unternehmen die geschäftliche Entwicklung derart positiv.

  • 89 Prozent der befragten Firmen beschreiben ihre Lage aktuell als so gut wie im Vorjahr (47%) oder gar als noch weiter verbessert (42 %)
  • Jeder vierte Inhaber verzeichnete gestiegene Umsätze (23%) und Auftragseingänge (25%) und konnte darüber hinaus seine Ertragssituation über Preisanpassungen stärken (26%).
  • Jede fünfte Firma nutzte die Konsolidierung, um mehr Kapital in Anlagen, Maschinen und Gerät zu stecken. Der Saldo aus den Angaben über eine Steigerung (20 %) oder Drosselung (18 %) der Investitionstätigkeit fiel  – zum zweiten Mal erst in den letzten zwei Jahrzehnten – leicht positiv aus.

Firmen investieren mehr, finden aber kein Personal 

Schwerer fällt den Unternehmen des Wirtschaftsbereichs der notwendige Beschäftigungsaufbau, um das gestiegene Auftragsvolumen abzuarbeiten. Zwar stellten 14 Prozent der Firmen zusätzliche Arbeitskräfte ein, aber genauso viele Betriebe verringerten ihren Personalbestand. „Immer mehr Unternehmen gelingt es nicht, freiwerdende Stellen neu zu besetzen. Der Personalengpass verschärft sich vor allem zum Jahresende, wenn viele Verträge auslaufen“, erläuterte Ehlert das Kapazitätsproblem. An einer etwaigen Planungszurückhaltung liegt es nicht: Wie schon im letzten Herbst meldet auch jetzt mehr als jedes fünfte Handwerksunternehmen (21 Prozent) offene Stellen. „Wir gehen deshalb davon aus, dass das Jahr 2017 dem Handwerk wie bereits das Vorjahr ein Umsatzwachstum um rund drei Prozent und ein gleichbleibendes Beschäftigungsniveau um 314.000 bringen wird“, zeichnete Kammerpräsident Andreas Ehlert ein differenziertes Konjunktur-Szenario für die kommenden sechs Monate.

Die Aufwärtsbewegung erfasste nahezu alle Branchengruppen des Handwerks, vollzog sich jedoch in unterschiedlicher Intensität. Deutlich angezogen hat die Stimmung vor allem

  • im Baugewerbe (Klimaindex im Ausbaugewerbe 94%; im Bauhauptgewerbe 93 %); hier sorgte der angekurbelte Wohnungsbau für zusätzliche Impulse;
  • im Kfz-Gewerbe (92%, nach 88 % im Herbst), vor allem aufgrund eines lebhaften Neuwagengeschäfts. 27 % der Werkstattbetriebe nahmen zusätzliche Mitarbeiter unter Vertrag;
  • in den Gesundheitsberufen (Indexwert 91 %). Augenoptiker, Hörgeräteakustiker und Orthopädietechniker weiteten ebenfalls überdurchschnittlich stark Kapazitäten aus: 21 % stellten zusätzlich ein, 29 % steigerten ihre Investitionen ins Ladengeschäft oder den Vertrieb;
  • bei den für den gewerblichen Bedarf arbeitenden Handwerksunternehmen des Metall-, Maschinen-, Anlagen- und Formenbaus (Klimaindex 89%, von 85 % im Herbst); die Dynamik bei den Industrieausfuhren bescherte der Branchengruppe Auftragszuwächse; die Auftragsreichweite liegt derzeit bei 7,2 Wochen (Herbst: 5,9 Wochen; Schnitt aller Branchengruppen aktuell 5,1 Wochen);
  • im Lebensmittelhandwerk (87 %), die von der Konsumfreude der Verbraucher im Winter in besonderem Maß profitierten. Keine andere Branchengruppe registrierte vergleichbar starke Umsatzsteigerungen (44 %). 35 % der befragten Bäcker, Fleischer und Konditoren nutzten den Nachfrageboom zu Preisanpassungen.
  • Allein die Personenbezogenen Dienstleistungen, zu denen Friseure und Kosmetiker zählen, schildern ihr Branchenklima verhaltener (Index: 81%). Anzeichen sprechen für einen Überbesatz in diesen Dienstleistungsberufen, die unter scharfem Verdrängungswettbewerb leiden.

Regionale Unterschiede erscheinen in diesem Frühling nicht stark ausgeprägt: Am besten ist die Stimmung derzeit in den Betrieben am Linken Niederrhein (Klimaindex im Schnitt 93 Prozent), etwas zurückhaltender äußern sich die Inhaber im Bergischen Land (88 %); exakt im Aufwärtstrend bewegen sich die Konjunkturwerte für den Großraum Düsseldorf und das Westliche Ruhrgebiet.

Handwerkspräsident Ehlert mahnt Korrekturen bei den Rahmenbedingungen an 

Handwerkspräsident Ehlert nutzte die Gelegenheit der Pressekonferenz, um auf die Notwendigkeit gedeihlicher Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Wachstum hinzuweisen, und bezeichnete konkret die im Ländervergleich hohe Belastung der Betriebe durch Grunderwerbs- und Gewerbesteuer und die bürokratische Grundbelastung der Unternehmen als „korrekturbedürftig“. Stärksten konjunkturellen Sprengstoff berge die Drohung eines Einfahrverbots für Dieselfahrzeuge, Im Gegensatz zur Politik und den Autokonzernen habe „das Handwerk in den letzten zehn Jahren seine Hausaufgaben gemacht und seine Flotte auf Euro-V-Norm umgestellt und einen pilothaften Masterplan mit der Landeshauptstadt zu Klimaschutz-Maßnahmen und schadstoffarmer Mobilität verabschiedet. Hinzu träten Eigeninitiativen regionaler Handwerker, die Fahrzeughersteller zur Produktion elektrobetriebener Transporter zu veranlassen. Ehlert: „Wir werden nicht hinnehmen, dass die Versäumnisse von Politik und Autokonzernen jetzt auf dem Rücken der Handwerker und der Verbraucher aufgefangen werden.“

Der Spitzenvertreter des Handwerks mahnte außerdem „noch mehr Dynamik“ zugunsten der Beruflichen Bildung in NRW an. Andreas Ehlert: „Wir müssen in Schulgebäude investieren, vor allem den Sanierungs- und Modernisierungsstau an den beruflichen Bildungsstätten auflösen. Die tatsächliche Wertschätzung dieser Bildungsform, lässt sich genau hier, am baulichen Zustand und an der Ausstattung dieser Bildungszentren ablesen. Und wir verlangen entschieden die gleiche Wertschätzung für die Entscheidung für eine Berufsausbildung wie für ein Studium.“

Konrad Alexander Europawahl

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