Von links: Dirk Schön (Zentrum für Umwelt und Energie der Handwerkskammer Düsseldorf), Martin Lindemann (Kreishandwerkerschaft des Kreises Mettmann), Reinhard Weiß (Stadtwerke Langenfeld GmbH), Sebastian Kwasny (Viessmann Deutschland GmbH), Uwe Fröhlich (Viessmann Deutschland GmbH), Peter Scharfenberg (Zentrum für Umwelt und Energie der Handwerkskammer Düsseldorf), Kersten Kerl (Stadtwerke Langenfeld GmbH), Udo Frohn (Viessmann Deutschland GmbH)
Jens Hecker - Forum EnergieEffizienz Langenfeld e.V.

Erfolgreiche Fortbildung am 14.02.2017 in LangenfeldWärme aus Eis?! - Wärmeversorgungskonzepte mit Eisspeichern

Was im ersten Moment recht paradox klingt, ist in Langenfeld schon seit einigen Jahren gelebte Praxis. Bereits mehrere Eisspeicher-Systeme sind im Einsatz. Das Prinzip ist leicht erklärt: Wasser gibt beim Gefrieren in etwa so viel Energie ab, wie beim Abkühlen von 75° auf 0° Grad frei wird. Diese sogenannte Kristallisationsenergie nutzt eine Eisspeicherheizung.

Eine Wärmepumpe entzieht hierbei Energie einem großen Wasserspeicher (Betonzysterne) unter der Erde. Das darin befindliche Wasser friert dadurch langsam von innen nach außen durch. Aufgetaut (regeneriert) werden kann der Wasserspeicher zum Beispiel durch Sonnen- und Umweltenergie, die außerhalb des Speichers über Absorber gesammelt und dann zugeführt wird. Auch über das umliegende Erdreich mit einer Temperatur von ca. 7° C wird der Wasserspeicher wieder erwärmt.

Gut dimensioniert, ist der Wasserspeicher zum Ende der Heizperiode nahezu vollständig gefroren. Dann spielt das System seine eigentliche Stärke aus. Das über den Winter gesammelte Eis im Speicher kann jetzt zur Kühlung genutzt werden. Hierdurch wird die Ausbeute der eingesetzten Energie stark erhöht.

Neben der klassischen Form des Eisspeichers entwickelten die Stadtwerke Langenfeld gemeinsam mit der Firma Viessmann ein weiteres Konzept. Zur innovativen Wärmeversorgung eines Wohngebietes im Herzen Langenfelds wurde ein „kaltes Nahwärmenetz“ angelegt. Über einen Eisspeicher wird bei diesem Projekt die Energie dezentral entzogen. Jedes angeschlossene Haus wird über eine eigene Wärmepumpe beheizt. Diese entziehen die Energie mit einem Vor- und Rücklauf über ein Kaltwasser-Netz direkt dem Eisspeicher. Mithilfe dieser Technik entfällt der oftmals große Wärmeverlust von herkömmlichen Wärmenetzen, bei denen Temperaturen weit jenseits der 50° C über längere Distanzen transportiert und erhalten werden müssen.

In Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Mettmann, dem Zentrum für Umwelt und Energie der Handwerkskammer Düsseldorf und der Langenfelder Energieberatung, dem Forum EnergieEffizienz Langenfeld e.V., ergriffen die Stadtwerke Langenfeld die Möglichkeit, diese innovative Technik im Rahmen einer Fortbildung der Fachöffentlichkeit vorzustellen. Am Dienstag, den 14.02.2017 fanden sich hierfür über 40 interessierte Architekten, Ingenieure und Handwerker in das ebenfalls durch einen Eisspeicher versorgte Gebäude der Stadtwerke in Langenfeld ein. Nach der technischen Vorstellung des Systems war für die anwesende Fachöffentlichkeit vor allem die Berechnung der neuen Technik im Rahmen der Energieeinsparverordnung (EnEV) interessant. Die EnEV bildet die Grundlage für den energiesparenden Betrieb von Gebäuden und berücksichtigt dabei sowohl Faktoren wie Dämmung als auch technische Komponenten wie Lüftung oder Heizung. In der Auslegung eines Gebäudes kann durch innovative und sparsame Technik ein besonders guter Wert erreicht werden. Dieser führt dann zum Beispiel zu einem höheren Zuschuss im Rahmen der KfW-Förderprogramme.

Das gemischte Publikum sorgte auch bei den Diskussionen während und nach den Vorträgen für eine ausgewogene und interessante Atmosphäre. Im Anschluss an die Veranstaltung wurden zuerst der hauseigene Eisspeicher der Stadtwerke und anschließend das „Kalte-Nahwärme-Projekt“ in einem Wohngebiet besichtigt. Sowohl die Veranstalter als auch die Teilnehmer gaben für die Veranstaltung ein durchweg positives Feedback.

Schön Dirk HWK Düsseldorf

Dirk Schön

Referent für Umwelt, Energie und Klimabildung

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