30. April 202475 Jahre Zentrale Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf
Am Osterdienstag 1949 fand in der Rheinhalle die erste Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf statt. 2.500 Jungmeistern erhielten im Rahmen dieses feierlichen Akts die „Meisterwürde“; es gab insgesamt 43 Jahresbestmeister. Landtagspräsident und Oberbürgermeister Josef Gockeln hielt in Vertretung des verhinderten Ministerpräsidenten Karl Arnold die Festrede. Die 1. Meisterfeier stand ganz im Zeichen der Folgen des 2. Weltkrieges und des politischen wie wirtschaftlichen Neu-Starts. Dem Handwerk wurde von allen Rednern eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau Deutschlands zugeschrieben: Angesichts des kriegsbedingten Fachkräftemangels, des Rohstoffmangels und der grassierenden Armut wurden die „Arbeitskraft und schöpferische Intelligenz“ der Handwerker als Voraussetzung für das Wiedererlangen wirtschaftlicher Konkurrenzfähigkeit angesehen.
Zudem stand die Meisterfeier 1949 unter dem Motto: „Standesbewusstsein statt Klassenbewusstsein“. Erst 1953 sollte das „Gesetz zur Ordnung des Handwerks“ verabschiedet werden – der Karriereweg „Lehre – Geselle – Meister“ war nach dem Krieg vor allem unter den Besatzungsmächten nicht unumstritten. Präsident Georg Schulhoff betonte daher: „Das Handwerk bejaht und wünscht den freien Wettbewerb. Es erwartet aber, dass durch Meisterprüfung und Großen Befähigungsnachweis dieser Wettbewerb auf einer höheren Ebene ausgetragen wird.“ Damit schloss sich das Handwerk exakt der Wettbewerbskonzeption der Gründerväter der Sozialen Marktwirtschaft an, die stets von einem freien Leistungswettbewerb gesprochen hatten.
Schnell hat sich die zentrale Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf als größte handwerkspolitische Kundgebung einen festen Platz im Jahreskalender des Wirtschaftssektors und der Spitzenrepräsentanten der Bundesrepublik erobert. Mehrere Bundespräsidenten (von Theodor Heuss über Walter Scheel bis Richard von Weizsäcker) und Bundeskanzler (von Konrad Adenauer über Helmut Schmidt und Helmut Kohl bis Gerhard Schröder; für die Meisterfeier 2025 hat bereits Bundeskanzler Olaf Scholz zugesagt), prägende Köpfe der EU-Administration wie Leo Tindemans und Jean-Claude Juncker sowie sämtliche Ministerpräsidenten des Landes NRW - in diesem Jahr der aktuelle Regierungschef, Hendrik Wüst - haben dem Elite-Nachwuchs des Handwerks von Rhein und Ruhr ihre Reverenz erwiesen. Selbst aus München war für Franz Josef Strauss und Edmund Stoiber einst kein Weg zu weit, um den rheinischen Meisternachwuchs zu ehren und ein pointiertes Statement zum Stellenwert der Meisterqualifikation – und natürlich zu aktuellen Brandthemen der Wirtschafts-, Sozial- oder Bildungspolitik - abzugeben. Dabei haben nicht wenige Festredner einer Düsseldorfer Meisterfeier die Rückreise mit verbindlichen Handlungsaufträgen angetreten, so Helmut Schmidt, der 1976 Georg Schulhoff eine Aufstockung des Städtebauförderprogramms versprechen musste, oder Wolfgang Clement, der 2003 heftige Kritik von Wolfgang Schulhoff an der Novelle der Handwerksordnung scheinbar ungerührt hinnahm, am Ende aber noch ein paar große ausbildende Handwerke wie das Friseur- und das Malerhandwerk aus seinem Dequalifizierungsvorstoß herausstrich.
Im Lauf der Zeit wandelte sich der bestens bewährte Charakter des Festaktes als „Hochamt“ für die nachrückende Leistungselite nur wenig; seit der Corona-Pandemie allerdings, die die ausrichtende Kammer zu zwei Jahren Event-Abstinenz zwang, nimmt der Aspekt des gemeinsamen Feierns mehr Raum in der Veranstaltung ein: 2022 fand die 73. Meisterfeier erstmals nicht mehr in der Stadthalle, sondern im Stadion, der Düsseldorfer Arena, statt; seit dem Vorjahr ist der PSD-Dome, Heimstatt der Düsseldorfer EG, eindrucksvoller Schauplatz für das Format, das seither im Finale unter DJ-Beats zum Dancefloor-Ereignis mutiert.
Und die Absolventen der Meisterfortbildung in 75 Jahren? Im Düsseldorfer Kammerbezirk haben seit 1949 rd. 175.000 Jungmeisterinnen und Jungmeister ihren Titel erworben und anschließend ihren Weg in Führungsverantwortung gemacht. Annähernd jeder zweite Meisterabsolvent gründete oder übernahm ein Unternehmen – und brachte während etwa 25 Jahren an der Spitze jahresdurchschnittlich sechs Mitarbeitende und deren Familien in Lohn und Brot. „Das gleichbleibend hohe Aufkommen an Unternehmen und Arbeitsplätzen im Handwerk über alle ökonomischen Wechselfälle hinweg ist der vielleicht bedeutendste Stabilitätsgarant der Wirtschaft des Landes“, rückte HWK-Präsident Andreas Ehlert auf der Jubiläums-Feier die Maßstäbe zurecht.