Radonbelastung in Innenräumen

Radonkarte
Radon kommt als Zwischenprodukt innerhalb der Uranzerfallskette in Gesteinen, im Boden und in Baumaterialien vor. Es kann leicht über Spalte und Risse aus Materialien ausgasen und gelangt so in die Umwelt. Im Vergleich zu abgeschlossenen Innenräumen ist die Konzentration an Radon in der Außenluft aufgrund der starken Verdünnung vernachlässigbar. In Gebäuden kann sich die Radonkonzentration jedoch schnell potenzieren, wenn Radon ungehindert ausgasen und kein ausreichender Luftaustausch stattfindet. Dieser Effekt wird üblicherweise durch den in Gebäuden vorherrschenden Unterdruck und der der damit verbundenen "Einsaugung" des Radons aus dem Boden verstärkt.  Weitere Einflussfaktoren sind der Gebäudezustand und die Beschaffenheit des Untergrunds.

In Wohn- und Schlafzimmern wird von einer durchschnittlichen Belastung von 50-60 Becquerel pro Kubikmeter Innenraumluft durch Radon ausgegangen. Dies entspricht einer jährlichen effektiven Dosis von einem Millisievert (1 mSv). Eine erhöhte Strahlenbelastung kann ein mögliches Gefahrenpotenzial für die Nutzer darstellen.     

Radon und seine Zerfallsprodukte

Radon (Rn) ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Gas, das farb-, geruchs- und geschmacklos ist.  Als Edelgas ist es chemisch nahezu inert. Es entsteht durch radioaktiven Zerfall des Urans über mehrere Zwischenprodukte und kommt in drei unterschiedlichen Modifikationen vor. Die drei Isotope 222Rn, 220Rn und 219Rn unterscheiden sich rein physikalisch aufgrund ihrer Halbwertszeiten. Während sich die Konzentration des Isotops  222Rn erst nach 3,8 Tagen halbiert, liegen die Halbwertszeiten der anderen beiden Isotope im Sekundenbereich. Für die Betrachtung von Radon in Innenräumen ist daher das Isotop 222Rn von alleiniger Bedeutung. Bei dem radioaktiven Zerfall des  Radons unter Aussendung von Alpha,- Beta- und Gammastrahlung entstehen Folgeprodukte, wie Isotope von Polonium (218Po, 214Po), Blei (214Pb, 210Pb) und Wismut (214Bi, 210Bi) sowie das stabile Blei (206Pb). Diese können sich auf Staubpartikeln im Innenraum ablagern und über einen längeren Zeitraum im Gebäude verbleiben.  

Auswirkungen von Radon auf die Gesundheit

Radon und seine Folgeprodukte gelangen durch Inhalation in den menschlichen Körper. Während das Edelgas Radon schnell wieder ausgeatmet wird, verbleiben die Folgeprodukte in den Atemwegen. Dort schädigen sie die oberen Zellschichten. In der wissenschaftlichen Literatur ist eindeutig belegt, dass durch Radon in Innenräumen das Risiko relevant erhöht wird an Lungenkrebs zu erkranken. Im Wohnbereich kann ab einer Strahlenbelastung von mehr als 400 Bq/m3 von einem erhöhten Risiko ausgegangen werden.

Messung und Bewertung von Radon in Gebäuden

Die Radonkonzentrationen im Untergrund eines Gebäudes sind geologisch bedingt und damit natürlichen Ursprungs. Das von Radon  in der Bodenluft ausgehende Gefährdungspotenzial ist in nationalen Übersichtskarten über die entsprechenden Internetportale veröffentlicht (Bozen SüdtirolSchweizÖsterreichDeutschland). An dieser Stelle sei explizit daraufhin gewiesen, dass das Radonpotenzial nicht gleichzusetzen ist mit dem Radonrisiko für  einzelne Gebäude. Die Übersichtskarten können lediglich als erste Informationsquelle dienen.

Radonmessungen können kostengünstig durchgeführt werden. Entscheidend dabei ist, dass die Messungen fachgerecht und qualitätsgesichert ausgeführt werden. Je nach Dauer der Radonmessung kommen unterschiedliche Messsysteme zum Einsatz. Dabei wird zwischen passiven Messsystemen (ohne elektrische Versorgung und Teile) und kontinuierlich arbeitenden Messinstrumenten unterschieden.  Aussagekräftige Ergebnisse können am besten über Langzeitmessungen erhalten werden. Aufgrund erheblicher kurzzeitiger Schwankungen der Radonkonzentration, z. B. durch Witterungseinflüsse oder Tageszeit, liefern Kurzzeitmessungen in der Regel nur Anhaltspunkte für eine Belastung.

Das Bundesamt für Strahlenschutz, das österreichische Lebensministerium und die Schweizerische Eidgenossenschaft haben auf ihren Internetseiten Listen mit Messstellen veröffentlicht.  

Gesetzlich festgelegte Grenzwerte für Radon  in Innenräumen gibt es weder in Deutschland noch in Österreich. In der Schweiz liegt der Grenzwert bei 1.000 Bq/m3, in Südtirol bei 500 Bq/m3. Richtwerte werden in allen Ländern vorgegeben, wobei diese zwischen 200 und 400 Bq/m3schwanken. Für Neubauten sind die Richtwerte in der Regel niedriger als für Gebäude im Bestand.

Radonprävention bei Neubauten - Sanierung im Gebäudebestand

Zur Prävention ist es aus umweltmedizinischer Sicht wichtig, Gebäude mit hoher Radonbelastung zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zur Reduzierung einzuleiten. Als Sofortmaßnahme bei erhöhter Radonkonzentration wird ein verstärktes Lüften oder eine Umnutzung des Raumes, z. B. die Nutzung eines Büros im Keller als Abstellraum, empfohlen.  Grundmaßnahmen bei baulicher Sanierung sind die Abdichtung zwischen Keller, Hohlräumen, Kriechkeller und bewohnten Gebäudeteilen und die Abdichtung von sichtbaren Öffnungen und Rissen in erdberührten Gebäudeteilen. Weitere mögliche technische Maßnahmen sind:

  • Unterdruckerzeugung im Kellergeschoss
  • Unterbodenabsaugung (Radonbrunnen, Radondrainage)
  • Mechanische Zuluftanlage
  • Zwischenboden – und/oder Wandabsaugung

Bei energetischen Gebäudesanierungen werden aufgrund der dichteren Gebäudehülle die Druckverhältnisse, die Luftaustauschrate und damit die Radoneintrittsrate verändert. Daher empfehlen sich  folgende technische Maßnahmen:

  • Einbau eines Außenluft-Durchlasses
  • Kontrollierte Wohnraumlüftung
  • Bauliche Abtrennung von Keller- und Wohnräumen

Eine fachgerechte Ausführung der energetischen Maßnahmen gemäß dem Stand der Technik schützt ebenfalls vor erhöhten Radonkonzentrationen.  

Für Neubauten gilt das Minimierungsgebot über bauliche Maßnahmen.

Weiterführende Informationen, Bewertungs- und Handlungshilfen bietet die Broschürenreihe "Radon-Information" zu folgenden Themen:

  • Vorsorgemaßnahmen bei Neubauten
  • Sanierungsmaßnahmen bei bestehenden Gebäuden
  • Einfluss der energetischen Sanierung
  • Messung und Bewertung

Die aufgeführten  Informationsschriften  sind in Zusammenarbeit mit der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), dem Bayrischen Landesamt für Umwelt, der  Landesagentur für Umwelt Bozen, dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) der Schweizerischen Eidgenossenschaft, dem Bundesamt für Strahlenschutz und dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Baden-Württemberg erarbeitet und aufgelegt worden.