25. Mai 2022Am Sonntag erstmals Meisterfeier im Düsseldorfer Stadion
HWK würdigt in der Arena 826 Absolventen der bedeutendsten Fortbildungsprüfung der gewerblichen Wirtschaft mit zentralem Festakt -
Nach pandemiebedingtem Rückgang: Interesse am Meistertitel ist wieder gestiegen
Von den Fans der Fortuna bislang vergeblich ersehnt – für die Nachwuchs-Elite im Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper in wenigen Tagen bereits Realität: eine Meisterfeier im Düsseldorfer Stadion. Am kommenden Sonntag werden 826 Jungmeisterinnen und -Meister, die im vergangenen Jahr erfolgreich die Prüfung im Handwerkskammer- und Regierungsbezirk Düsseldorf bestanden hatten, im Rahmen einer Zentralveranstaltung, der 73. Düsseldorfer Meisterfeier, in der Merkur-Spiel-Arena ihre ersehnten Urkunden erhalten. Damit findet das Flaggschiff der Festveranstaltungen des deutschen Handwerks erstmals open air und nicht an gewohntem Schauplatz in der Düsseldorfer Stadthalle statt. Festredner wird der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, sein. Zugesagt haben ihr Kommen außerdem Innenminister Herbert Reul und die Landesvorsitzende von Bündnis 90/ Die Grünen NRW, Mona Neubaur. Stimmungsvoll dürfte das Event zu Ehren der jungen Leistungsträger des Handwerks in jedem Fall auch im größten Fußball-Tempel am Rhein ausfallen: Rund 2.000 Besucher auf der Haupttribüne, eine Bestenehrung im Stile des American Football und nach Abschluss des Hauptprogramms eine Festmeile für die Erfolgreichen und alle Gäste auf dem Spielfeld, mit DJ und Liveact (Goldtunes).
„Es ist uns jenseits aller planerischer Unsicherheit über all die letzten Monaten hinweg enorm wichtig gewesen, nach zwei pandemiebedingt ausgefallenen Meisterfeiern endlich wieder unseren aktuellen Führungsnachwuchs richtig und öffentlich würdigen zu können. Einen Absolventenjahrgang, der nach Umfang wieder näher an das Vor-Coronaniveau heranreicht, und qualitativ aus besonders festem Holz geschnitzt ist: Weil er trotz ohnehin erschwerter Lebens- und Arbeitsbedingungen den Kraftakt der bedeutendsten und umfassendsten Aufstiegsfortbildungsprüfung der gewerblichen Wirtschaft gemeistert hat. Im Klartext hieß das: 1.400 Lehrgangsstunden, bei pandemiebedingt häufigen Verlegungen und prompten Switches in den Online-Lernmodus, erhöhtem Selbstlernaufwand und der mentalen Herausforderung all dieser Friktionen und Ungewissheiten,“ betonte der Präsident der HWK, Andreas Ehlert, auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der 73. Meisterfeier am Mittwoch in Düsseldorf.
Meisterjahrgang aus besonderem Holz geschnitzt
Im Jahr zuvor, das von monatelangen Lockdowns gekennzeichnet war, hatten ebenfalls immerhin 786 Meisteraspiranten den erschwerten Rahmenbedingungen standhalten und die Meisterprüfungen erfolgreich ablegen können – „dank blitzartiger Anpassung der Kursorganisation auf Videounterricht und virtuelle Lerngruppen“, würdigte Ehlert die Leistung der HWK-Akademie. Die langjährige Durchschnittszahl an Meisterabsolventen im Kammerbezirk liegt in „normalen“ Jahren bei rund eintausend. Ehlert: „Benötigt werden allerdings doppelt so viele Jungmeister, um die ausscheidende Baby-Boomer-Generation an der Spitze der Meisterbetriebe zu ersetzen. Kammerweit geht es in den kommenden fünf Jahren in bis zu zehntausend Handwerksunternehmen um die Nachfolge.“
Da hilft es, wenn, wie in diesem Jahr, die Bereitschaft unter Jungmeistern, den Schritt in die berufliche Unabhängigkeit gehen zu wollen, besonders stark ausgeprägt ist. 58 Prozent der Meisterqualifizierten haben vor, sich in Zukunft beruflich selbstständig zu machen - oder den Schritt in unternehmerische Unabhängigkeit bereits vollzogen, wie die Kammer im Rahmen einer Umfrage unter allen aktuellen Meisterabsolventen ermittelte. Ehlert: „Das Interesse unter Jungmeisterinnen und -Meistern, sein Können auf eigene Rechnung und Risiko zu vermarkten, nimmt erfreulicherweise wieder zu. Daran hat auch die Pandemie nichts ändern können, zumal Existenzgründungen über längeren Zeitraum geplant und vorbereitet werden.“ Der langjährige Durchschnitt der von der HWK regelmäßig erhobenen Gründungsbereitschaft liegt bei 50 %. Noch mehr, nämlich zwei Drittel der Befragten, sehen sich künftig selbst in der Rolle als Ausbilder, um ihren frisch erworbenen Höchststand an Wissen und Können zeitnah an die nächste Generation weitergeben zu können.
Existenzgründungen durch Meisterhand nehmen zu
In insgesamt 30 Meisterberufen vom Augenoptiker bis zum Zahntechniker haben die Meisteraspiranten Fortbildungsprüfungen abgelegt, darunter auch in Nischengewerben wie der Galvanotechnik, im Holz- und Bautenschutz oder als Metallbildner. 150 der 836 aktuellen Titelträger sind Kfz-MechatronikerInnen. Das Kraftfahrzeuggewerbe vereinigt damit einmal mehr die mit Abstand größte Jungmeisterkohorte auf sich. In den „Top 5“ der zahlenmäßig stärksten Meisterberufe folgen das Friseurhandwerk mit 104 neuen Meisterinnen bzw. Meistern; die SHK-Branche (Sanitär-Heizung-Klima) mit 97 erfolgreichen Prüflingen; die Augenoptiker mit 78 Absolventen und das elektro- und informationstechnische Berufsfeld sowie die Tischlerinnen und Tischler mit je 53 Jungmeisterinnen und -meistern. Wie schon in den letzten beiden Jahren sind 23 Prozent der Absolventen weiblichen Geschlechts.
Dagegen steigt der Anteil der Titelträger mit ausländischem Pass; und das seit 2017 - leicht, aber kontinuierlich: 8 Prozent der Jungmeister des Jahres 2021 haben eine andere Nationalität als die deutsche; vor vier Jahren lag die Quote noch bei 6 Prozent. Für das internationale Renommee des Meistertitels sprechen Absolventen aus Korea, Kirgisistan, Tadschikistan, den Vereinigten Emiraten, Japan oder Guinea; insgesamt stammen die Meisterprüflinge aus 31 Ländern weltweit.
In regionaler Betrachtung springt diesmal eine besondere Häufung an Meisterabsolventen aus dem Großraum Düsseldorf ins Auge: 70 sind in Düsseldorf gemeldet, 55 kommen aus dem Kreis Mettmann, 49 sind im Rhein-Kreis Neuss zuhause und 48 im Kreis Viersen. Am Unteren Niederrhein reüssierten 54 Meisteraspiranten aus dem Kreis Kleve, knapp gefolgt vom Kreis Wesel (50). Duisburg zählt 44 Jungmeisterinnen und -meister, Essen 39 und Wuppertal 34.
Start-ups nicht an Stadtränder verdrängen
Bleibt das Problem, den Willen zu Meisterschaft und Selbstständigkeit im Handwerk noch weiter zu steigern: „Wir als Handwerkskammer haben Hemmschwellen gesenkt und die Betreuung Gründungs-Interessierter weiter intensiviert, bereiten sie mit Workshops und Coachings differenziert auf die Herausforderungen und Chancen in unternehmerischer Autonomie vor,“ berichtete Kammerchef Ehlert. „Aber auch unsere bestqualifizierten handwerkliche Start-ups sind auf einen leichten, schnellen Zugang zu günstigem Kapital angewiesen. Bei den bestehenden Programmen erleben wir im Moment jedoch eine rasante Zinssteigerung. Besonders Gründer und Übernehmer leiden außerdem unter einem überhitzten Immobilienmarkt und einer Verdrängung von Gewerbestandorten in die Randbezirke, da Flächen entweder nicht bezahlbar sind oder zu Wohnraum umgewandelt werden. Es gibt weitere hemmende Faktoren, die eine Existenzgründung und -Festigung erschweren; nicht zuletzt der Nachwuchs- und Fachkräfteengpass und die im Länder-Vergleich in NRW höchste Grunderwerbsteuer. Gründer benötigen Freiraum und systematisch förderliche Rahmenbedingungen, um sich entfalten zu können“, gab Handwerkspräsident Ehlert der Landespolitik als Merkposten mit.
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