
Jahresbestmeister 2022Benedikt Stehr, Sattler
Benedikt Stehr wuchs in einer sechsköpfigen Familie auf. Durch die Verbindung von Familie und Beruf bei beiden Eltern lernte er sowohl den Beruf des Allgemeinmediziners als auch den des Reitsportsattlers schon früh intensiv kennen. Während seine Brüder es vorzogen, „bei Mama in der Praxis zu bleiben“, schmunzelt der 22-Jährige, fuhren seine Schwester und er lieber bei ihrem Vater mit, in den Stall und in die Werkstatt. Durch die Selbstständigkeit seiner Eltern, erklärt der frisch gebackene Jahresbeste, habe er auf jeden Fall miterlebt, dass man mit Fleiß Vieles erreichen kann.
Das scheint auf den Nachwuchs abgefärbt zu haben. Nach dem Abitur hatte Benedikt Stehr das Ziel, seine Ausbildung so schnell und so gut wie möglich zu absolvieren. Dank seiner Vorkenntnisse konnte er sie um ein Jahr verkürzen. Trotzdem fühlte sich für ihn sein Werdegang mit dem Gesellen-Abschluss „noch nicht komplett“ an und so wurde ihm mit der Zeit klar, dass er auch den Meister machen wollte. Vielleicht auch, weil er ein Sprichwort seiner Mutter im Ohr hatte: „(Weiter-)Bildung schadet nie!“.
„Durch den täglichen Umgang mit den Pferden kommt eine angenehme Balance in den Berufsalltag.“
Stehr hatte das Sattlerhandwerk bewusst nicht im heimischen Betrieb, sondern auswärts (bei der Firma Passier in Hannover) gelernt; dies behielt er auch bei der Meisterfortbildung bei. Für den Meistertitel blieb er so manche Stunde länger oder fing früher an, um Zeit zum Üben zu haben. Und danach hieß es dann noch Lernen für das theoretische Wissen. Sport half ihm dabei immer als guter Ausgleich zu den alltäglichen Aufgaben. Bei der Meisterprüfung hatte er dann 5 Tage Zeit, einen kompletten Sattel nach eigenem Konzept nach Maß zu bauen. Ziel: den Sattel so pferde- wie auch reiterfreundlich zu gestalten wie nur möglich.
Die Arbeit und der Umgang mit den Pferden liegen ihm besonders. Doch der größte Reiz seines Berufes ist für Benedikt Stehr die Abwechslung. Als Reitsportsattler fährt er häufig in Ställe und ist in Kontakt mit Reiter und Pferd. Die Sättel werden in der heimischen Werkstatt bearbeitet, was den handwerklichen Aspekt in das Berufsbild einbringt. Somit habe man den perfekten Ausgleich zwischen körperlicher und geistiger Arbeit, sagt er. Der tägliche Umgang mit den Vierbeinern bringe außerdem eine angenehme Balance in den Berufsalltag: „Mein Beruf ist weder ein reiner Office-Job, noch ein Knochenjob!“
Der Meistertitel, resümiert Stehr, habe ihm einiges an Erfahrung und an zusätzlichem handwerklichem Geschick gebracht. Außerdem sei es immer wieder schön, die Anerkennung im Kontakt mit Kunden zu spüren. Mittlerweile ist Benedikt Stehr in seine Heimatstadt Bautzen zurückgekehrt und arbeitet im Familienbetrieb. Ziel ist es langfristig, die Firma zu leiten – dann wäre er die 8. Generation in seiner Familie. Denn die Firma wurde bereits 1798 gegründet, begeht in diesem Jahr ihr 225-jähriges Bestehen. So hat der Junior mit dem Betriebsjubiläum und dem Meistertitel gleich zwei Gründe zu feiern!