Christian Reichert lehnt an der Fleischtheke im Supermarkt
HWK Düsseldorf

Jahresbestmeister 2022Christian Reichert, Fleischer

Christian Reichert, geboren im nordrhein-westfälischen Castrop-Rauxel, machte während seiner Schulzeit in Gehrden (bei Hannover) zwei Schulpraktika in einer Bäckerei und hätte sich danach gut vorstellen können, eine Bäckerlehre zu machen. Doch es kam anders – der (bereits zugesagte) Ausbildungsplatz wurde ihm doch nicht gegeben. Und so entschied er sich „eher spontan“ für die Ausbildung zum Fleischer. Sein Ausbildungsbetrieb war der „Wurst-Basar“ in Ronnenberg, ein Unternehmen, das in der Region rund um Hannover wohlbekannt ist: „Daher war es eine gute Wahl für meine Ausbildung.“ Die dreijährige Lehre beendete er erfolgreich mit der Gesellenprüfung im Jahr 2012.

Inzwischen wieder nach NRW zurückgekehrt, absolvierte der heute 30-Jährige die Meisterprüfung in Vollzeit und schloss alle vier Teile im letzten Jahr ab, zehn Jahre nach der Gesellenprüfung. „Warum? – Relativ simpel, mein aktueller Arbeitgeber benötigte einen Meister, und ich wollte meine Kompetenzen erweitern“, erklärt der „frisch gebackene“ Meisterabsolvent. Wenn er etwas anders machen würde, so Reichert, dann beträfe das lediglich den Zeitpunkt. Im Rückblick hätte er den Meister direkt oder zumindest kurzfristig nach der Gesellenprüfung angestrebt.

„Ich habe durch die Ausbildung viel mehr gelernt, als ich erwartet habe. Auch, dass das Handwerk ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft ist.“

Christian Reichert hinter der Fleischtheke beim Abwiegen
HWK Düsseldorf

Was man an diesem Beispiel gut sehen kann: Auch wenn, wie in seinem Fall, die Ausbildung zum Fleischer zunächst lediglich „die zweite Wahl“ zu sein scheint, heißt das nicht, dass man in diesem Beruf nicht erfolgreich sein kann – oder sogar als Jahresbester die Meisterprüfung macht! Christian Reichert jedenfalls bereut seine Entscheidung nicht. Ihm war es sehr wichtig, mit Lebensmitteln zu arbeiten. Warum, das könne er nicht genau sagen. Da hat er offenbar auf sein Bauchgefühlt gehört … Und noch weitere Erkenntnisse hat er gewonnen: Dass das Handwerk ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft sei und eigentlich immer benötigt werde. Besonders als Fleischer werde man mittlerweile händeringend gesucht. „Ich habe durch die Ausbildung viel mehr gelernt, als ich erwartet habe.“ Das bezieht sich sowohl auf das Praktische, das ihm auch privat beim Kochen und Grillen zugutekommt, also auch auf Organisation und Eigenverantwortung, die im beruflichen Umfeld wichtig sind.

Was muss man aus seiner Sicht für diesen Beruf mitbringen? – Handwerkliches Geschick natürlich, aber auch Mathe: Das sei wichtiger, als mancher vielleicht zunächst denke, besonders Prozentrechnung und Kalkulation, so Reichert. Man dürfe keine Hemmungen haben, mit unverarbeiteten Lebensmitteln umzugehen. Ihm persönlich liege am meisten das Zerlegen und Zuschneiden von Teilstücken. Aktuell arbeitet der Mülheimer an der Fleisch-Theke in einem EDEKA-Supermarkt in Hagen.

Auf seinem Fachgebiet ist Christian Reichert aufgeschlossen gegenüber Neuem: Berührungsängste im Hinblick auf neue Ernährungstrends wie veganes Essen hat er nicht, im Gegenteil: „Im Laufe des Jahres werden wir das Angebot für unsere Kundinnen und Kunden auf eine ‚Vegane Theke‘ erweitern. Darauf freue ich mich bereits.“ Er glaubt, dass der komplette Bereich "Fleischersatz" immer wichtiger wird. Darauf müsse sich die Branche einstellen, sonst könne es, besonders für kleinere Unternehmen, schwierig werden.