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Neuer VSME Standard Nachhaltigkeitsberichterstattung für Betriebe konkretisiert sich
Bereits jetzt treten Banken, Versicherungen und große Auftraggeber an Handwerksbetriebe heran und fragen nach einem Nachweis über die Aktivitäten im Hinblick auf Umwelt, Klima und Gesellschaft. Ein von der EU entwickelter Berichtsstandard für kleine und mittlere Betreibe soll hier Klarheit und Transparenz bringen, der VSME-Standard. Dieser wurde nun von der EU-Kommission angenommen. Gleichzeitig startete die Arbeit an einem digitalen Tool, mit dem die Berichterstattung für Betriebe möglichst einfach werden soll.
Berichtsstandard für KMU - Aktueller Stand
Der VSME-Standard – so die Abkürzung für den Berichtsstandard, den Betriebe und Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden sowie einer Bilanzsumme kleiner 25 Mio. oder einem Nettoerlös von weniger als 50 Mio. nutzen können, wurde am
17. Dezember 2024 von der zuständigen EU-Behörde EFRAG an die EU-Kommission übergeben. Er besteht aus zwei Modulen:
Das Basismodul
Es muss von allen berichtenden Betrieben ausgefüllt werden und enthält folgende Angaben:
- Allgemeine Angaben zum Unternehmen wie Standort und Umsatz
- Energieverbrauch und direkter CO2-Ausstoß (Scope 1 und 2)
- Mögliche Verschmutzung von Luft, Erde und Wasser
- Mögliche Auswirkungen auf Biodiversität in Form von versiegelter Fläche und Flächennutzung
- Wasserverbrauch
- Ressourcen- und Abfallmanagement sowie Prinzipien der Kreislaufwirtschaft
- Angaben zu Mitarbeiterzahl und -struktur
- Arbeitssicherheit und Mitarbeitendengesundheit
- Bezahlung und Weiterbildung von Mitarbeitenden getrennt nach Geschlecht
- Angaben zu möglichen Verurteilungen wegen Korruption und Bestechung
Für Betriebe mit bis zu 10 Mitarbeitenden sowie für alle Betriebe, die aus eigenem Antrieb berichten, reicht das Basismodul aus. Betriebe mit mehr als 10 Mitarbeitenden müssen, sofern sie von einer Bank, Versicherung oder einem berichtspflichtigen Geschäftspartner aufgefordert werden, auch den zweiten Teil des VSME-Standards erfüllen.
Das Business-Partner Modul
Hier werden Angaben zu folgenden Themen abgefragt:
- Nachhaltigkeitsziele und Maßnahmen, diese zu erreichen – wenn vorhanden
- Indirekte Treibhausgasemission (Scope 3), wenn nach GHG Protokoll berichtet wird
- Klimaziele, wenn vorhanden, bzw. eine Erklärung, ob und wenn ja wann, ein Transformationsplan erstellt wird (für herstellende Betriebe und Baugewerke verpflichtend)
- Klimarisiken und Maßnahmen dagegen, wenn definiert
- Angaben zu Geschlechterverhältnis in Führungspositionen (bei mehr als 50 Mitarbeitenden)
- Angaben zu freien Mitarbeitenden (bei mehr als 50 Mitarbeitenden)
- Angaben zum Code of Conduct in Bezug auf Menschenrechte – wenn vorhanden
- Angaben zum Beschwerdemanagement im Unternehmen – wenn vorhanden
- Eklatante Verstöße gegen Menschenrechte im eigenen Unternehmen bzw. in den Wertschöpfungsketten – wenn vorgekommen
- Geschlechterverhältnis im Vorstand / Aufsichtsrat, wenn vorhanden
Die EU-Kommission wird diesen Entwurf nun konsolidieren. Dabei kann es noch zu Änderungen kommen. Mit einer endgültigen Fassung ist nach heutigem Stand im Verlauf des Jahres 2025 zu rechnen.
Digitales Tool zur Berichterstattung für Handwerksbetriebe
Damit Betriebe, die schon heute angesprochen werden, so schnell wie möglich und so einfach wie möglich berichten können, entwickeln der ZDH und die ZWH zusammen mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Handwerkskammern ein Online-Tool. Es basiert auf der aktuellen Fassung des VSME-Standards. Es wird bei Bedarf an die Änderungen angepasst.
Das Tool wird zusammen mit dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex umgesetzt. Die Zusammenarbeit mit dem bisherigen deutschen Nachhaltigkeitsstandard schafft Vertrauen und Akzeptanz bei Banken, Versicherungen und Geschäftspartnern sowie der Öffentlichkeit.
Anfang Januar fiel der Startschuss für die Umsetzung des Tools, dass Schnittstellen zu bereits bestehenden Nachhaltigkeitstools des Handwerks bekommen wird, sodass bereits geleistete Arbeit erhalten bleibt.
Was sollten Betriebe jetzt tun?
Ja, es besteht noch etwas Unsicherheit in Bezug auf den VSME-Standard und die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Wer dies zum Anlass nimmt, das Thema zu ignorieren, ist schlecht beraten.
Betriebe, die große Kunden haben bzw. haben möchten, die Übergabe des Betriebs planen oder einen Kredit brauchen, sollten spätestens jetzt das Thema auf die Agenda setzen – auch wenn es Kapazitäten kostet. Wer sich mit den im VSME-Entwurf genannten Zahlen und Angaben beschäftigt, tut sich mit dem Ausfüllen des Tools leicht.
Darüber hinaus ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Einfluss auf die Umwelt einerseits und den Klimarisiken andererseits eine gute Gelegenheit, den Betrieb zukunftssicher aufzustellen. Zudem schätzen Kunden ebenso wie potenzielle Mitarbeitende immer stärker ein nachhaltiges Engagement.
Referentin für Transformation und Nachhaltigkeit
Tel. 0211 8795-878
Fax 0211 8795-95878
Aktuelle Fassung des VSME-Standards für die Berichtserstattung von kleinen und mittleren Betrieben: