Jahresbestmeister 2021Renatus Matuschowitz, Maßschneider

„Habt den Mut, euch auszuprobieren, die Entscheidung für einen Beruf ist nicht lebenslänglich!“, empfiehlt Renatus Matuschowitz allen, die sich orientieren, was sie nach der Schule anfangen wollen.

Sein Ratschlag ist umso glaubwürdiger, als der beste Maßschneidermeister selbst am eigenen Leib eine berufliche Kehrtwende vollzogen hat, die ihresgleichen sucht. „So war´s eben für mich nach Maß,“ sagt der heutige Gewandmeister am Theater für Niedersachsen in Hildesheim, der einmal Verkehrsingenieur und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Dresden war.

„Im Berufsalltag ist mir klar geworden, dass es mir auf lange Sicht an Identifikation damit fehlen würde,“ berichtet der gebürtige Brandenburger. Aus einem Ausgleichshobby zum theorielastigen Studium – dem Nähen – zog Matuschowitz deutlich mehr Begeisterung. „Kurzerhand habe ich alles auf eine Karte gesetzt, gekündigt und mich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz zum Maßschneider gemacht.“

„Ich bin da, wo ich hinwollte“

Nach Stagen in verschiedenen namhaften Ateliers nahm ihn die Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH in Lehre zum Maßschneider mit Schwerpunkt Herrenfach – wo der Spätberufenen am Ende sogar den besten Gesellen-Abschluss im Kammerbezirk „hinlegte“.

Im Wechsel von Vollzeit- und Teilzeitschule - zuletzt unfreiwillig in weitgehend digitalem Modus - bewältigte Matuschowitz anschließend auch alle Fachteile der Meistervorbereitung exzellent; berufsbegleitend zur Anstellung als Maßschneidergeselle an den Wuppertaler Bühnen an der Akademie der HWK Düsseldorf – und trotz erheblicher Unwägbarkeiten im Fortbildungsverlauf in dieser Pandemiephase. Mit seinem Meisterstück – einem dreiteiligen Anzug aus grau-schwarzem Fischgratköper im englischen Stil – ist ihm ein fachlich perfekt ausgeführtes, opulentes Glanzstück gelungen, angelehnt an das Ballonmützen-Vintage des großstädtischen Mittzwanziger-Gangstertums.

Heute arbeitet Renatus Matuschowitz an der Hildesheimer Bühne als Gewandmeister, wo er Kostüme für Schauspiel, Oper und Musical schneidert, Entwürfe der Kostümbildner umsetzend. „Ich bin da, wo ich hinwollte“, lautet Renatus´ Fazit über seinen ungewöhnlichen Werdegang.