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19. Februar 2025Trotz Flaute: Im Handwerk bleiben Konkurse die Ausnahme
217 Insolvenzfälle im Jahr 2024
Im Handwerk im Regierungs- und Kammerbezirk Düsseldorf gingen im letzten Jahr 217 Unternehmen insolvent. Rund zwei Drittel und damit sektoral die meisten Konkurse entfielen auf das Bau- und Ausbaugewerbe. Im Jahr zuvor waren lediglich 182 Firmen zahlungsunfähig geworden. Damit hat sich die Zahl der Unternehmensaufgaben aus Illiquidität binnen 12 Monaten um 19 Prozent erhöht. „Das ist einerseits einer der stärksten Anstiege einer der letzten 20 Jahre“, so der für Wirtschaftspolitik zuständige Kammer-Geschäftsführer Prof. Hans Jörg Hennecke, „andererseits befinden sich die Insolvenzen im Handwerk aktuell immer noch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.“ Vor zehn Jahren waren noch 338 Betriebe im Kammerbezirk in Konkurs gegangen.
Insolvenzquote in der Gesamtwirtschaft höher
„Vor allem aber sind die konkursbedingten Unternehmensaufgaben im Verhältnis zur übrigen Wirtschaft gering“, betonte Hennecke. Während im Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper in 2024 0,35 Prozent der 61.000 Handwerksfirmen im Zuständigkeitsbereich der HWK pleitegingen, lag die Insolvenzquote in der Gesamtwirtschaft nach Berechnungen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform bundesweit bei 0,72 (nach 0,60 im Vorjahr) – nicht zuletzt durch die schwierige Lage in der Gastronomie. Hennecke: „Allerdings sehen wir in der offiziellen Insolvenzstatistik auch nur die Spitze des Eisbergs. Denn viele Handwerksbetriebe, die in Schwierigkeiten geraten könnten, werden rechtzeitig geschlossen. Und bei den Einzelunternehmern, die rund drei Viertel aller Betriebe des Handwerks ausmachen, muss man auch die Privatinsolvenzen mit im Blick haben.“
Den auch im Handwerk zuletzt merklichen Anstieg an Konkursfällen erklärt der Experte einerseits mit den Nachwehen der Corona-Pandemie, als Soforthilfen und andere Stützungsmaßnahmen die Zahl der Insolvenzen vorübergehend künstlich niedriggehalten hatten. Viele Betriebe hätten zudem derzeit mit hohem Kostendruck bei Energie, Personal und Beschaffung zu kämpfen, ohne dass dies in Zeiten der Konsumzurückhaltung in jedem Falle und in vollem Umfang an die Kunden weitergegeben werden kann. „Insbesondere bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf wirkt sich zudem die fortschreitende De-Industrialisierung in Deutschland aus. Wenn Industrieproduktion verlagert wird, trifft das am Ende auch die handwerklichen Zulieferer“, so Hennecke: „Auch Insolvenzen und Engpässe in den eigenen Lieferketten oder bei Vorleistungen können ein Problem werden, wenn Betriebe mit festen Preisen an ihre Kunden gebunden sind.“