
125 Jahre ErfolgsgeschichteVon der Behörde zur Dienstleisterin – die Handwerkskammer Düsseldorf
Im Jahre 1897 beschloss der Reichstag, die Gewerbeordnung zu novellieren. Ohne Neuregelung der gewerblichen Ausbildung "sei die wirtschaftliche Stellung Deutschlands gefährdet". Das Ziel ließ sich nur in Kooperation mit dem Handwerk verwirklichen. So lautete eine der wichtigsten neuen Bestimmungen: (Es) "sind Handwerkskammern zu errichten."
Auf der Basis der Selbstverwaltung konstituierte sich am 26. April 1900 auch die Handwerkskammer zu Düsseldorf – und gab sich das Statut, "sich einzusetzen für das Interesse der Gesammtheit". Große Siege waren dabei nicht zu erwarten. Doch nach und nach gewann die Kammer eine führende Rolle in der Handwerkswirtschaft an Rhein und Ruhr. Auch indem es ihr gelang, ihre Rolle an gegebene Herausforderungen anzupassen: So beschaffte die Kammer im 1. Weltkrieg knappe Rohstoffe und sorgte für deren Verteilung.
Fremd blieb der Kammerorganisation allerdings Jahrzehnte lang die politische Kultur eines demokratischen Gemeinwesens.
Schreinermeister Caspar Kreuer und Mitarbeiter, Monheim am Rhein, 1902
Bäckermeister Franz Terbuyken mit seinem ersten Lieferwagen, Erkrath, 1941
Erst nach dem 2. Weltkrieg fand die Handwerkskammer in ihrer konstitutionellen Form als Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam repräsentierende wirtschaftliche Selbstverwaltungseinrichtung auch zu einer demokratiestabilisierenden Identität. Zuvor hatte auch die Handwerkskammer Düsseldorf im Nationalsozialismus die Gleichschaltung vollzogen.
Schon im Juli 1945 wurde die Handwerkskammer wiedergegründet. Der Düsseldorfer Kammerpräsident Georg Schulhoff hatte entscheidenden Anteil daran, dass sich die Vorstellungen von Qualitätswahrung auf dem Boden des bewährten Ausbildungssystems (Lehrling, Geselle und Meister) in der Handwerksordnung von 1953 durchsetzten und das Handwerk als eigenständiger, selbstverwalteter Wirtschaftssektor erhalten blieb.
Einer der für die Markenbildung als Handwerkskammer prägendsten Momente hatte bereits vier Jahre zuvor stattgefunden, an einem Osterdienstag des Jahres 1949: die erste zentrale Meisterfeier, in der damaligen Düsseldorfer Rheinhalle.
2.500 erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen der Meisterschulen erhielten in der bereits damals größten Saalveranstaltung des deutschen Handwerks auf großer öffentlicher Bühne. Landtagspräsident Josef Gockeln überreichte die Urkunden.
Meisterfeier 1960er Jahre
In den 75 Jahren seither haben rund 175.000 Meisterinnen und Meister an der Akademie der Handwerkskammer Düsseldorf ihren Titel erworben und anschließend ihren Weg in Führungsverantwortung gemacht. Annähernd jeder zweite Meisterabsolvent hat ein Unternehmen gegründet oder weitergeführt – und während gut 25 Jahren an der Spitze jahresdurchschnittlich sechs Mitarbeitende und deren Familien in Lohn und Brot gebracht.
Das gleichbleibend hohe Aufkommen an gutqualifizierten Unternehmen und Arbeitskräften im Handwerk über alle ökonomischen Wechselfälle hinweg ist der vielleicht bedeutendste Stabilitätsgarant der Wirtschaft des Landes.
Die grundsätzliche Aufgabe der Handwerkskammer hat zwar seit Gründung der Bundesrepublik keine grundlegende Änderung erfahren, jedoch einen fortschreitenden Bedeutungswandel.
Weiterhin blieben hoheitliche Aufgaben wie das Führen der Handwerksrolle und die Überwachung einer gleichmäßig qualitätsvollen Ausbildung einschließlich der Organisation des Prüfungswesens wesentliche Tätigkeiten der Kammer, doch sollte ihre Dienstleistungsfunktion für die Mitglieder immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Das modern ausgestattete Zahntechniklabor der Akademie der Handwerkskammer Düsseldorf
Das Betriebsberatung-Team der Handwerkskammer Düsseldorf
Mit der Einrichtung kammereigener Betriebsberatungsstellen 1956 oder mit der Gründung der größten deutschen "Gewerbeförderungsanstalt" (GFA) 1960 liegen wichtige Ansätze dieser Entwicklung bereits in der fast 40-jährigen Amtsära von Georg Schulhoff.
Seit Mitte der 80er Jahre jedoch lässt sich – in Verbindung mit mehreren Generationenwechseln an der Kammerspitze – eine "Programmatik" ausmachen. Die Kammerpräsidenten Hansheinz Hauser, Wolfgang Schulhoff und Andreas Ehlert sowie die Hauptgeschäftsführer Gerd Wieneke, Thomas Köster und Axel Fuhrmann beschritten bzw. beschreiten konsequent den Weg “von der Behördenkammer zur Dienstleistungskammer”.
Längst ist der Mitgliedsbetrieb zum "Partner" wie zum "Kunden" geworden, der für seinen Kammerbeitrag aus einer breiten Palette von Beratungs-, Bildungs- und vielen weiteren Leistungen auswählen kann.
Dabei reagiert die Handwerkskammer Düsseldorf nicht nur auf die jeweiligen Herausforderungen, sondern sie erschließt in vielfältiger Weise ihren Mitgliedsbetrieben Neuland. Dies wird nicht zuletzt an einer Neugründung deutlich, dem im Jahr 1990 eingerichteten Zentrum für Umwelt und Energietechnik (UZH) in Oberhausen.
Das Zentrum für Umwelt, Energie und Klima (UZH) der HWK Düsseldorf bietet in Oberhausen umfassende Beratung in den zukunftsrelevanten Bereichen Umwelt, Energie, Klima, Mobilität und Nachhaltigkeit.
Pop-up-Store "Ausbildung" in den Bilker Arcaden: Die Siegerinnen und Sieger der Azubi-Challenge im Bauhandwerk.
Immer stärker ist in den letzten beiden Jahrzehnten – vor allem aus demografischen Gründen – die Berufsbildung unter Druck geraten. In einem absoluten Leistungsschwerpunkt hat die Handwerkskammer seit den "Nuller" Jahren ihr Portfolio an Services immer weiter ausgebaut, die der Unterstützung der akquisitorischen Bemühungen der um Fachkräfte und Nachwuchs ringenden Mitgliedsunternehmen dienen.
Zu den besonders nachhaltigen Beiträgen der Handwerkskammer zählt die Imagekampagne des Deutschen Handwerks: Der Impuls für die seit 2010 über kraftvolle Kommunikationsmaßnahmen erreichte größere Sichtbarkeit ging von diesem Haus aus.
Es ist wahr: Die Handwerkskammer Düsseldorf kann ihre Mitglieder vor den jeweiligen wirtschaftlichen Fährnissen der Zeiten nicht schützen. Aber sie kann dazu beitragen, Märkte zu erschließen, die Betriebsführung zu stärken und durch beharrliche Interessenvertretung Rahmenbedingungen für eine faire und freie Wettbewerbsteilnahme der Unternehmen in ihrer Sphäre beizutragen.
Die Handwerkskammer hat in den 125 Jahren ihrer Geschichte ihren Beitrag dazu geleistet, dass sich das Handwerk auch an Rhein, Ruhr und Wupper als einer der drei großen Wirtschaftssektoren behaupten kann. Und in gesellschaftlicher wie ökonomischer Hinsicht behaupten darf, Resilienz und Verantwortung stiftende "Meisterklasse" zu sein.
Kampagne 2025