Aktionstag Nachhaltigkeit HWK Düsseldorf am 5.11.2024Betriebe informieren sich über kommende Nachhaltigkeitsberichterstattung
Was verbirgt sich hinter dem sperrigen Wort mit den neun Silben: Nach-hal-tig-keits-be-richt-er-statt-ung? Und wie gehen Betriebe es am besten an? Es besteht Informationsbedarf. Doch nicht nur das. Die Handwerker, die am 5.11.2024 an dem After-Work-Event der Handwerkskammer teilnahmen, hatten auch Gesprächsbedarf. Sie gehören zu den Vorreitern in ihrer Branche – und sind damit zum Teil weiter, als die aktuelle Gesetzgebung.
Nach der Begrüßung durch Dr. Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, und Frau Pelz, Gastgeberin und Abteilungsleiterin der betriebswirtschaftlichen Unternehmensberatung der HWK, gab Juliane Kriese von der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) einen Überblick über den aktuellen Stand der Regulatorik.
Nachhaltigkeit für Betriebe – zwischen Pflicht und Chance
Kleine und mittlere Handwerksbetriebe sind auf Sicht nicht berichtspflichtig, werden aber dennoch zukünftig häufig nach einem Nachhaltigkeitsbericht gefragt werden. Dies wird immer dann der Fall sein, wenn sie:
- mit berichtspflichtigen Unternehmen zusammenarbeiten
- und / oder Geld von Banken benötigen, Fördermittel beantragen und Versicherungen abschließen.
Die Beschäftigung mit der eigenen Nachhaltigkeit ist aber nicht nur eine Pflicht, sondern eine Notwendigkeit. Die verheerenden Überflutungen in Spanien, die wenige Tage vor der Veranstaltung Menschenleben kostete und Existenzen vernichtete, machte es deutlich.
Gleichzeitig betonte Frau Kriese, dass die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitskriterien Chancen bietet. Wer sich die Zeit nimmt und sein Handeln hinterfragt, erhält neue Erkenntnisse über sein Unternehmen. Dazu zählen Fragen wie:
- Wie hoch sind meine Verbräuche?
- Mit wem arbeite ich zusammen und wie ist die Zusammenarbeit gestaltet?
- Wie ist meine Mitarbeitendenstruktur?
- Welche Produkte / Dienstleistungen biete ich an und kann ich evtl. noch andere anbieten?
Handwerk bekommt eigenes Nachhaltigkeitstool nach anerkanntem Berichtsstandard
Doch was genau kommt jetzt auf die Betriebe zu? Hier lautet die Antwort: Alle, die momentan freiwillig berichten wollen oder sollen, hängen etwas in der Luft. Der von der EU angekündigte Berichtstandard für kleine und mittlere Unternehmen (VSME) befindet sich noch in der Erarbeitung.
Doch Frau Kriese hat auch gute Nachrichten dabei: Mit der Finalisierung des freiwilligen Berichtsstandards VSME wird dem Handwerk ein Digitaltool zur Verfügung gestellt, mit dem Betriebe einen breit akzeptierten Nachhaltigkeitsbericht erstellen können – in einem geführten, maximal vereinfachten Prozess und unterstützt durch KI.
Reger Austausch im Businesstalk
Die anschließende Gesprächsrunde mit Juliane Kriese, Steffen Schmidt, Mitglied der Geschäftsführung der Commerzbank Düsseldorf, und Marc-Alexander Kecker, selbstständiger Malermeister aus Essen, entwickelte sich schnell von der Podiumsdiskussion zum Austausch mit den Teilnehmern, moderiert durch Andre Maaß von der Handwerkskammer Düsseldorf.
Eine wichtige Frage der Teilnehmenden betraf die Allgemeingültigkeit eines Nachhaltigkeitsberichts nach VSME-Standard. Auch wenn Herr Schmidt ebenfalls wenig konkret nur auf die noch ungeklärte Situation verweisen konnte, machte er deutlich: Am Ende sprechen immer Menschen miteinander, die zusammen etwas erreichen wollen – mehr Nachhaltigkeit, mehr Entwicklungsmöglichkeiten, mehr Chancen.
Welche Dynamik die Entwicklung mitunter haben kann, erzählte Herr Kecker. Sein Weg begann mit der Faszination für das Material Lehm. Nun ist er unter anderem Baubiologe und bedient das wachsende Interesse seiner betrieblichen Kunden.
Und was macht die HWK Düsseldorf in Sachen Nachhaltigkeitsberichterstattung?
Zum Abschluss der Veranstaltung lenkte Andre Maaß den Fokus noch auf das eigene Haus und fragte Geske Houtrouw, Referentin für Transformation und Nachhaltigkeit an der HWK Düsseldorf, wie es um die Nachhaltigkeitsberichterstattung bestellt ist. Auch wenn die HWK als Körperschaft des öffentlichen Rechts nicht berichtspflichtig ist, wird sie in 2025 ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht vorlegen.
Damit möchte sie nicht nur ihre eigenen Aktivitäten dokumentieren und strategisch ausbauen, sondern auch ein Vorbild für die Betreibe sein. Diese profitieren doppelt. Denn die HWK zahlt zum einen als Stakeholderin auf die Nachhaltigkeit der Betreibe ein und zum andern fließen die gemachten Erfahrungen direkt in die betriebliche Beratung.